Unser jüngster Mitarbeiter hat kürzlich eine völlig neue Erfahrung gemacht. Das unbekannte, nie benutzte Gerät in seinem Büro begann plötzlich aufgeregt zu piepsen, fast so wie das Internet 1996. Nach langem Geratter dann das Ergebnis: ein Fax. Noch besser: Faxwerbung!
Ja, richtig gelesen! Irgendjemand verschickt noch Werbung per Faxgerät. Gerade eben hat der Tages-Anzeiger geschrieben, dass der Fax «nicht totzukriegen» sei. Schliesslich ist die 40 Jahre alte Technologie noch immer ein sehr sicheres und zuverlässiges Übertragungsmedium. Und weil weder Spamfilter noch Adblocker vor (ungebetener) Werbung schützen, kommt alles an, was der Absender in das Piepsgerät steckt. In diesem Fall wurden auf einer schwarzweissen A4-Seite extrastarke Palettenregale angepriesen.
Als der Jüngling an der Newsletter-Redaktionssitzung von seiner eindrücklichen Erfahrung berichtete, bekam er sogleich einen Auftrag: Gestalte deine eigene Faxwerbung, mach einen Testversand und beschreibe das Ergebnis. Doch welches Produkt sollte man in einer solchen Werbung anpreisen? Was darf bei Herr und Frau Schweizer diesen Sommer auf gar keinen Fall fehlen? Ein kurzer Blick in unseren Pinkshop und die Antwort war klar: Ein perverser Gartenzwerg!
Und als ein ausgestreckter Stinkefinger nicht schon marktschreierisch genug wäre, hat er unverfroren zu weiteren Hardselling-Methoden gegriffen: aufmerksamkeitsgeile Headline, freche Copy, überdimensional grosser Störer, unschlagbarer Preis sowie simpelste Bestell- und Bezahlmöglichkeit. Das Ergebnis war wunderschön.
Nun galt es, die Zielgruppe zu definieren. B-to-B oder B-to-C? Mit schweissnassen Händen und Dollarzeichen in den Augen entschied er sich für Grosskunden. Also recherchierte er nach Faxnummern von Gärtnerei-Betrieben mit Showrooms und Dekorverkauf, verschickte das Fax an zehn ausgewählte Empfänger und setzte sich in gieriger Erwartung neben das Gerät. Die ersten Antworten kamen prompt: Innert zwei Stunden wurden vier Formulare retourniert. Das entspricht einer unglaublichen Response-Rate von 40 (in Worten: vierzig) Prozent!
Doch unserem Greenhorn wurde rasch klar: Ein hoher Rücklauf bringt nicht automatisch einen hohen Absatz mit sich. Alle vier vermeintlichen Besteller gaben ihm nämlich zu verstehen, dass sie von ihm nicht weiter belästigt werden möchten.
Was ist also die Erkenntnis, die unser Jungsspund daraus gezogen hat? Er hatte die beste Faxwerbung der Welt, die perfekte Zielgruppe, war voller Enthusiasmus in das Experiment gestiegen und dennoch ist bis heute keine einzige Bestellung eingetroffen. Ist der Trend zu frechen Gartenzwergen noch nicht in Untersiggenthal angekommen oder ist Faxwerbung schlicht und einfach scheisse? Wie auch immer. Er hat es zumindest probiert. Den Wilden gehört schliesslich die Welt!
(TB. / PZ.)